E-Limousine mit Pfiff
AUFREISSER – Mit seinem Look, seinem Interieur und auch mit seinen Fahrleistungen gehört der Kia EV6 zu den erfreulichsten Begegnungen, die Marc Schonckert in Sachen E-Auto vermelden kann. Eine Limousine mit markantem Steilheck, einer eindrucksvollen Karosserie mit dynamischem Look, einer anspruchsvollen Ausstattung in einem modernen Interieur und erfrischenden Fahrleistungen, die nur hinter den Werksangaben bei der Autonomie hinterherhinkt.
Laut Werksangaben verfügt der Kia EV6 GT-Line mit 239 kW/325 PS und 77,4 kWh Batterie über eine Reichweite von um die 500 km. Das würde einen Schnitt von 15,4 kWh pro 100 km bedeuten, was in der Praxis nie der Fall sein wird. Unser Bordcomputer meldete einen Schnitt von 22,2 kWh auf 100 km, was angesichts des Leistungspotenzials der 2090 kg schweren Limousine gar nicht einmal schlecht ist. Nach dem Laden gab es für 100% Batterie-Kapazität eine Autonomie von 340 km , nach den ersten 180 km Strecke blieben 48% und 140 km bleibende Autonomie, auch das ein überraschend gutes Ergebnis, wobei sich die Zahl der gefahrenen Kilometer mehr oder weniger mit den verbrauchten Autonomie-Kilometer deckte. Daran ist nichts auszusetzen, vor allem, weil Kia im EV6 auch eine hohe Spannungslage von 800 Volt, ähnlich wie beim Porsche Taycan, eingebaut hat, was das Laden enorm beschleunigt, vorausgesetzt, man findet eine DC Schnell-Ladesäule, was bei uns in Luxemburg leider nicht bei öffentlichen Ladesäulen möglich ist, wo man schon froh ist, in 2 Stunden 15 kWh reinzuziehen.
Wer den Kia EV6 betrachtet, ist beeindruckt von der dynamisch-sportlichen Silhouette dieses Autos, das mit seinen 4,68 m Länge innen viel Platz und hervorragende Ausstattung in einem eleganten Design bietet. Vom Armaturenbrett über die Sitze und die geräumigen Ablagen unter der Mittelkonsole bis hin auf die Rückbank, hier hat Kia eine Limousine entwickelt, die hohe Standards setzt und Komfort und Raum mit Oberklassenniveau bietet. Dass die Sitzbezüge teilweise aus recycelten Plastikflaschen stammen, tut der Begeisterung keinen Abbruch. Man fühlt sich auf Anhieb wohl in diesem Kia, die Fahrleistungen vervollständigen diesen Eindruck eines in allen Hinsichten außergewöhnlichen Autos. Die Sitzposition ist etwas niedriger als bei einem SUV, was umso angenehmer ist, als man sich hier tatsächlich am Steuer einer Limousine mit markantem Heckabschluss wiederfindet.
Der E-Motor der GT-Version leistet 325 Ps und hat ein Drehmoment von 605 Nm anzubieten, ein Ankündigung für begeisternden Antritt und lautloses Beschleunigen, vor allem im „Sport“-Modus, der dann die Autonomie ungleich stärker reduziert als im „Normal“-Modus, während der Eco-Modus sich nur dann empfiehlt, wenn man Winterkleidung, Handschuhe und Schal verwendet, denn dann werden Heizung und Motorleistung auf Sparmodus geschaltet. Der Kia EV6 hat zudem einen Schnee-Modus, der ebenfalls über den Schalter am Lenkrad betätigt werden kann. Das Cockpit des Kia EV6 ist übersichtlich und bedienungsfreundlich, nur das Info-Display in der Mitte der Instrumententafel erfordert etwas Anlaufzeit von Seiten des Fahrers.
Ansonsten gilt für den Kia EV6 was schon seit Jahren die Marke auszeichnet, nämlich aufregendes Design, anspruchsvolle Ausstattung und beeindruckende Leistungsdaten mit erfreulichem Fahrverhalten. Trotz einer für ein vornehm-sportliches Auto dieser Kategorie ungenügenden Reichweite habe ich jeden Kilometer an Bord genossen. Mit diesem Look, diesem Design und diesem Leistungsvermögen auf der Basis von 325 PS ist diese E-Limousine im Vergleich zu den wenigen Hochleistungs-Elektrikern auf unserem Markt mit etwas über 50.000.- Euro geradezu billig.