C-Klasse im Aufstiegsmodus
Die neue C-Klasse von Mercedes ist grösser und anspruchsvoller geworden. Letzteres betrifft vornehmlich Ausstattung, Komfort und Fahrerlebnis. Das Cockpit erinnert an die S-Klasse, das Leistungsspektrum gibt sich dafür bescheidener. Marc Schonckert fuhr den C200 Benziner und genoss Handling und Fahrkomfort.
Der erste Eindruck: die C-Klasse hat sich gestreckt. Sie ist länger geworden, flacher und breiter, dazu ist der Radstand gewachsen. Mit einer Länge von 4,75 Meter ist der C-Mercedes etwas grösser als die A-Klasse, deren CLA Shooting Brake ihr mit 4,68 m am nächsten kommt. Andererseits bewegt sie sich optisch fast auf Höhe der E-Klasse, insgesamt kann man behaupten, dass die neue C-Klasse mit ihrem technologischen Aufwand, ihrem Komfortangebot und ihrem ausgewogenen Fahrverhalten durchaus das Flair von Oberklassen-Niveau verströmt.
Oma mit den Springerstiefeln wusste, wovon sie sprach. „Die einzelnen Klassen kann man ja optisch fast nicht mehr voneinander unterscheiden, wenn man einen Benz im Rückspiegel hat. Das war früher viel einfacher. Da gab es 180, 220 und 300. Und dann kam der 190, der allseits vielgeliebte Baby Benz. Klein, etwas eckig, aber modern gestylt, hat er Mercedes mächtig Auftrieb gegeben, auch sportlich, als 1984 der Sechzehnventiler auf den Markt kam. Den habe ich erlebt, es war auf dem Nürburgring und Mercedes hatte alle damaligen Formel-1 Fahrer mit einem solchen 190er ausgerüstet und die fuhren dann ein Show-Rennen über einige Runden und da war ein junger Brasilianer, ein Neuling in der Formel-1 und er hängte alle ab und sein Name war Ayrton Senna.“
Dem neuen C-Mercedes winkt mit seiner derzeitigen Motorenauswahl keine Sportkarriere, aber er wird sein Glück anderswo finden, im Alltag, auf dem Land, in der Stadt oder auf der Autobahn und alle werden feststellen, dass man mit der C-Klasse der Luxus-Klasse ein ganzes Stück nähergekommen ist, was Raumangebot, Ausstattung, Verarbeitung, Handling, Fahrkomfort, Sicherheit und ausgewogene Leistung betrifft. In Sachen Fahrzeugarchitektur betont Mercedes, dass hier eine enge Verbindung zur S-Klasse besteht.
Anspruchsvoll elegant und modern hat Mercedes das Interieur gehalten, unser Testfahrzeug C200 hatte die Ausstattungslinie „Luxury Line“ , auch wenn hier nur Kunstleder die Sitze einhüllte, in denen man sitzt, wie man es eben von Mercedes gewohnt ist. Das Cockpit verströmt S-Klasse-Flair, dazu gehört ein Infotainment mit großem Bildschirm, in dem man sich schnell zurechtfindet, für das Ambiente sorgen eine Vielzahl von auswählbaren Farbtönen und Kombinationen bei den Beleuchtungsstreifen am Armaturenbrett und an den Luftdüsen, besonders die „Sonnenuntergang bei Malibu“-Variante hatte es Oma angetan. „Mal was anders aus Malibu als immer die Paulas mit den dicken Hupen aus der TV-Serie, die du dir immer angeschaut hast“, grinste sie.
So fuhren wir entspannt dahin, dem Sonnenuntergang entgegen, den wir allerdings nur an der belgischen Küste bewundern durften. Der C200 verfügt über einen 1,5 Liter Vierzylinder von 150 kW/204 PS, das reicht für flottes Vorankommen oder gemütliches Reisen. Wer das Fahrprogramm „Sport“ wählt, erhält dann ein besseres Ansprechverhalten von Motor und Getriebe und kann vor allem bei intensiver Kurvenfahrt die Vorzüge des sportlich abgestimmten Fahrwerks kennenlernen, das den C-Benz stets auf Kurs hält und eine Wendigkeit aufweist, die man einer Limousine dieser Größe nicht zutrauen würde. Die 9-Gang-Automatik arbeitet vorzüglich, sanft und präzise, auch hier schnuppert man Oberklassen-Flair, nur beim Verbrauch gibt sich der C200 betont klassenbewusst, mit einem Durchschnitt von etwa 6,6 Liter fuhren wir gut, rücksichtsvoll und mit der notwendigen Souveränität, die einem am Lenkrad dieser ausgewogenen Limousine überwältigt, wenn man niemandem etwas beweisen muss. Mercedesfahrer kennen dieses Gefühl.