Kleiner mit Herz
Der Hyundai i20N ist ein kompakter Sportflitzer von hohem technischen Aufwand, der bei aller Sportlichkeit und Dynamik auch brav und manierlich auftreten kann. Für die normale Personenbeförderung ist er allerdings klar unterfordert, mit seinem wahren Leistungsvermögen leider nur auf wenigen Straßen zuhause. Doch man kann ihn auch schnell und temperamentvoll bewegen, ohne gleich aus der Reihe zu tanzen. Geringer Nutzeffekt, dafür ein riesiger Spaßfaktor, meint Marc Schonckert.
Hyundai hat aus dem kleinen i20 unter der Bezeichnung „N“ einen wendigen Sportflitzer gemacht, der mit 150 kW/204 PS aus einem 1,6 Liter Vierzylinder Turbo-Benziner und einem Drehmoment von 275 Nm zu ganz beachtlichen Leistungen fähig ist. Von außen leicht zu erkennen: der 4,08 m lange i20N hat 18-Zoll Felgen, LED-Scheinwerfer, einen Dachspoiler, Lufteinlass im vorderen Stossfänger, Grill mit N-Logo, Heck-Stossfänger mit Diffusor und Seitenschweller. Innen finden sich attraktive Sportsitze, ein Sportlenkrad mit N-Knopf und REV-Taste. Damit kann man die Zwischengasfunktion für Drehzahlanpassung beim Runterschalten einschalten. Klingt gut und ersetzt gelegentlich die Hupe beim Hineinfahren in ein Dorf zur Warnung der Einheimischen.
Sportlich und leicht bedienbar ist das digitale Cockpit. Man sitzt hervorragend in diesem Sportflitzer, hat man den Motor erst angelassen und den ersten Gang reingelegt, droht aufregender Fahrspaß. Gedacht für fünf Insassen, zu viert genießt es sich bequemer, in allen Fällen jedoch amüsant und höchst beeindruckend. Nur dass sich andere Autos zur simplen Personenbeförderung besser eignen als der i20N, der sich mit seiner aufwendigen Technik und seinem Leistungsvermögen eher für anspruchsvollere Zwecke eignet und bei sportlich ambitionierten, aber verantwortungsbewussten Fahrern doch besser aufgehoben ist.
Mit manuellem Sechsgang-Getriebe ausgerüstet und mit Antrieb auf die Vorderräder schafft er die 0-100 km/h in 6,2 Sekunden und erreicht eine Spitze von 230 km/h. Seine Stärken sind kleine, kurvige Straßen, wo er alle seine Vorteile in puncto strammer Federung und Aufhängung des Sportfahrwerks und in puncto vorbildliches Ansprech- und Durchzugsvermögen ausspielt und hier Fahrspaß ermöglicht, den man sonst nur selten erfährt. Eine elektronische Stabilitätskontrolle greift ein, wenn das Übertreten des Grenzbereiches droht, im N-Fahrprogramm geht es dynamisch voll zur Sache, akustisch wird es einprägsamer dank Klappensteuerung im Auspuff. Schon im Sport-Modus arbeitet die Federung straffer und die Gasannahme wird direkter. Im Komfort-Modus geht es sanft und weniger laut zu, damit man im Stadtverkehr keine bösen oder neidische Blicke erhält. So gelangten wir unbehelligt durch die kleinen Dörfer des Landes, obwohl uns ab und zu einige „Sport“fahrer in ihren GTI-Kisten auflauerten und erst dann von uns abließen, als wir keine Anstalten machten, auf ihre Herausforderungen zu reagieren.
Unser Verbrauch belief sich auf 6,3 Liter nach 500 km niemals langweiliger Testfahrt. Was die vielen Kleintransporter und Nutzfahrzeuge verbrauchten, die immer in den Tunnels der Nordstrasse zu Höchstleistungen auflaufen und jeden wegputzen, der bei 100 km/h noch nicht auf der rechten Spur ist, können wir nicht sagen. Gehen wir mal davon aus, dass sich der Verbrauch dieser Fahrzeuge nicht weit vom IQ ihrer Fahrer entfernt.