Mit den Bentley Flying Spur V8 und Continental V8 Cabrio fährt man in eine andere Welt der automobilen Nobelklasse. Es sind Traumwagen, die Luxus und Leistung vereinigen zu einem souveränen Fahrerlebnis, bei dem hohes Leistungsvermögen allgegenwärtig ist, ohne sich aufdringlich in Szene zu setzen. Marc Schonckert über eine allzu kurze Ausfahrt in eine andere Welt.
Etwas Sonne, Entspannung und Erholung täten eigentlich ganz gut nach diesen Wochen unaufhörlichen Regens und Überschwemmungen. Was kann entspannter und erholsamer sein als eine Fahrt auf freier Straße mit einem Traumauto, der Luxusklasse, am besten deren gleich zwei ? Das Wetter haben wir nicht im Griff, aber dafür die Erinnerung an eine Ausfahrt an einem sonnigen Tag vor vielen Wochen, als das Wetter noch schön war und Gummistiefel in den Geschäften noch unter „Ladenhüter“ abgelegt waren. Damals hatten sich ein Bentley Continental GT V8 Convertible und ein Bentley New Flying Spur V8 zu einem nicht alltäglichen Ausflug in ein Universum jenseits von Gut und Böse vereinigt, wo Leistung mit Luxus zu einem automobilen Genuss verschmelzen, der aus dem Alltag einen Feiertag macht.
Zur Flucht aus dem Alltag in die exklusive Welt des automobilen Olymps braucht man zwei erlesene Bentley und freie Straßen, die es durchaus noch gibt, wenn man sich zu organisieren weiß. Erste Voraussetzung: so schnell wie möglich raus aus dem Gulag Luxemburg Stadt und dessen Umgebung, hinauf nach Norden, vorzugsweise zwischen 10.00 Uhr morgens und 15.00 Uhr nachmittags. Danach heißt es zurück zum Start, der Meute entgegen, die wie besessen über Berg und Tal, Nebenstraßen und Dörfer, dem heimatlichen Hafen entgegensteuert, um den Rasen zu mähen, das Auto zu waschen, den Grill anzuheizen und sich auf die Rückfahrt am folgenden Tag ins Büro vorzubereiten.
Fünf Stunden Fahrt, ein kleiner kulinarischer Abstecher inklusive, das ist nicht viel. Umso intensiver der Genuss während der Fahrt über einladende Straßen hinauf in den Norden, dorthin, wo es immer mehr Einwohner aus der Stadt hinzieht, die dort oben den Grundstückspreien, Mieten und dem Stress der Großstadt entfliehen wollen, was man zwischen Wiltz und Vianden, Clerf und Esch/Sauer an der gesteigerten Nachfrage nach überzuckerten Aufputschbrausen wie „Grüner Ochse“ oder „Weiße Stute“ feststellt.
Die beiden Bentley hatten jeweils einen 4-Liter V8 Motor mit Doppelturbo und einer Leistung von 550 PS. Beide laufen locker über 300 km/h und können bei Bedarf furchterregend den Ton und die Umgangsform verschärfen, doch in puncto kultiviertem und entspanntem, aber souveränem Fahrverhalten, zeigen sie sich kultiviert, manierlich und klassenbewusst, ohne aufdringlich oder gar vulgär zu sein. Hier zeigt sich der richtige Adel, wie er britische Gentlemen auszeichnet, die dafür nicht erst in einem Hochglanzmagazin wie „Hélium, le magazine des cuisses de grenouille extraordinaires gonflées“ auftreten müssen.
Die Hinfahrt zum Restaurant erfolgte im Continental Cabrio, die Rückfahrt in der Luxus-Absteige Flying Spur, wobei wir auf Butler und Room-Service verzichteten und uns ganz aufs Fahren konzentrierten, was dank ausgeklügelter Federung, Aufhängung und Allradlenkung auch in engen Kurven hervorragend klappte und den großen, aber sehr wendigen Flying Spur mit sanftem Brummen über den Parcours lenkte. Ein Gentleman mit Sportlerherz seinerseits ist der Continental GT V8 Convertible, mit geöffnetem Dach von hinreißender Schönheit, in dem man während der Fahrt problemlos die andächtige und von jedem Anflug von Emotion befreite Live-Übertragung eines Cricket-Matches verfolgen kann, ohne die Laustärke aufdrehen zu müssen. Unter der Haube gurgelt der V8 und man spürt, dass er nur darauf wartet, endlich gefordert zu werden. Aber er weiß sich zu benehmen, da ist kein Drängeln und kein Rucken, nur der diskrete Hinweis, dass etwas Abwechslung willkommen wäre, so in der Art „Eigentlich wäre ich dankbar für eine klassenbewusste Provokation!“. Da muss man doch ab und zu etwas Leine geben. Der V8 dankt es mit einem satten Röhren und der Himmel über uns bewegt sich etwas schneller als gewohnt. Dann ist die Fahrt zu Ende und es regnet. So als ob der Himmel mit uns fühlen würde.