DESIGN-ELEKTRIKER – Der Opel Mokka-e fährt elektrisch und erinnert optisch und designmässig an aufregende Benziner-Zeiten. Innenraum und eine leicht futuristisch gestaltete Kommandozentrale zeigen sich in erfrischendem Look einer vielversprechenden Zukunft. Marc Schonckert ließ sich im Strom mitführen und machte derweil brav seine Rechenaufgaben an Bord.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme mit dem Opel Mokka-e (siehe Tageblatt Magazin vom 6. Februar 2021) konnten wir neulich eine intensivere Testfahrt mit dem Elektro-Mokka unternehmen und gleichzeitig unsere arithmetischen Grundkenntnisse neu auffrischen.
Bei Abfahrt mit voller Batterieladung (maximal 50 kWh) meldete die Reichweiten-Anzeige 322 km. Nach einer Strecke von 60 km in vernünftigem Tempo auf der Landstraße stand die Batteriekapazität bei 80%. Ein Fünftel, oder 20%, für 60 km Fahrt, das bedeutete, dass insgesamt 5X 60 = 300 km Reichweite zu erwarten waren. Nach 180 km war ich am Ziel angekommen, die Batteriekapazität meldete einen Reststand von 40 %, als Reichweite blieben laut Bordcomputer noch 120 km übrig, diese Rechnung ging auf. Verbrauchsdurchschnitt: 15 kWh/100 km, das würde jedoch eine Reichweite über der 300 km-Marke bedeuten. Doch es geht auch anders. Bei der zweiten Etappe unserer Testfahrt, erneut mit voller Batterieladung, betrug die Reichweite nach Verbrauch von 50% Batteriekapazität nur noch 114 km, mehr war nicht drin, falls wir in diesem Tempo weitermachen würden. Wie gesagt, E-Autos stellen den Fahrer permanent vor Rechenaufgaben, die bei einem Benziner oder Diesel weniger Sorgenfalten provozieren, zumal sich hier der Verbrauchsunterschied zwischen Normalfahren und forscher Gangart nie so dramatisch ausdrückt als beim E-Fahrzeug und zumal es eine Menge an Tankstellen auf wichtigen Strecken gibt, was bei der Infrastruktur von Ladesäulen für E-Autos noch lange nicht der Fall ist. Würde man denn eine Ladesäule finden, der Mokka-e, der von einphasig bis dreiphasig mit 11 kW laden kann, könnte an einer Säule mit Gleichstrom in etwa 30 Minuten zu 80% geladen werden, aber wie gesagt, eine solche muss man erst ausfindig machen, versuchen Sie es einmal auf der Strecke zwischen Luxemburg und der belgischen Küste und Sie verstehen, was hier gemeint ist.
Die gesamte Fahrt wurde im Normal-Modus durchgeführt, was bedeutete, dass von der theoretischen Maximalleistung von 100 kW/136 PS, nur 100 PS ausgeschöpft werden konnten, im Eco-Modus sind es noch weniger, dann allerdings arbeiten Heizung, Klimaanlage und Belüftung nur im Sparmodus. Die volle Leistung erhält man im Sport-Modus, dann allerdings bleiben die 320 km Reichweite in weiter Ferne, dafür gibt es viel Spaß bei Antritt, Durchzug und Beschleunigung. Die Spitze bleibt in allen Fällen auf 150 km/h begrenzt. Das reicht für die Bummelfahrt über Land, das gemütliche Cruisen in der Stadt oder eine sportlichere Fahrt über kurvenreiche Strecken. Autobahn ist so eine Sache. Wer schnell fährt, kommt nicht weit, wer es aber umsichtig und entspannt angehen lässt, forsche Beschleunigungen meidet und sich mit 100 km/h zufriedengibt, darf auch auf flachen Abschnitten mit Verbrauchsdaten unter 17 kWh rechnen.
Trotz der für die meisten E-Fahrzeige beschränkten Reichweite und langer Ladezeiten: der Mokka-e an sich ist ein lustiges, angenehmes Auto mit umfassender Sicherheits-Ausstattung, viel Komfort, apartem Look und modernem, futuristischem Innenraum-Design, darunter das „Pure Panel“ mit zwei großflächigen Displays, das sich so fährt wie es aussieht: unbeschwert, beschwingt, unternehmungslustig oder entspannt. Lobenswert die Handlich, die gute Sitzposition und tadellose Übersicht, das problemlose Kurvenverhalten und der Fahrkomfort. In der Ruhe liegt seine Kraft, wer sie vorausschauend einsetzt, wird ziemlich lange ein lautloses Dahingleiten genießen können, in der Farbe Apfelgrün erfrischend aber nicht gerade unbemerkt in der Stadt, dafür aber in vollkommener Harmonie mit Natur und Umwelt auf dem Lande. Doch keine Angst, es gibt den Mokka-e auch in anderen Farben auf der Fahrt in eine grünere Zukunft.