Luxus-SUV mit E-Ballast
HYBRID-RAUBTIER – Jaguar bietet mit dem P400e einen F-Pace mit Plug-in Hybrid an. Das verleiht dem luxuriösen Allradler viel Kraft und atemberaubenden Antritt und ermöglicht Verbrauchswerte, die nur für die ersten 100 km gelten. Marc Schonckert genoss die Fahrt zu sehr, um alle 100 km eine Ladesäule anzusteuern. Das geht allen so, die mit diesem Auto mehr als nur zur Arbeit fahren.
Ein Jaguar ist immer noch ein ganz besonderes Auto, wenn es um Design, Innenausstattung und Leistung geht. Luxus mit sportlichen Leistungsansprüchen hat Tradition bei Jaguar, bei der SUV-Reihe F-Pace kommt noch eine Geländegängigkeit hinzu, die den Gentleman auch mal dort hinführt, wo es hart und dreckig zugeht, obwohl für solche Ausflüge oft ein Land Rover oder ein Range Rover in der Garage stehen. Nun hat Jaguar auch einen Plug-in Hybrid im F-Pace, das ergibt viel Leistung aber wenig Sinn, denn ein F-Pace ist nun einmal kein Stadtauto mit ausgeprägtem Umweltbewusstsein, das man sich allein aus Gründen geringen Verbrauchs zulegt. Natürlich stellen 297 kW/404 PS Systemleistung ein beachtliches Kraftpotenzial dar, das zudem mit mässigem Verbrauch bei gezügelter Fahrt beeindruckt. So kamen wir auf 9 Liter, das ist nicht schlecht für ein Auto dieses Kalibers mit seinem Gewicht von fast 2,2 Tonnen. Natürlich kann man mit diesem F-Pace um die 50 km und etwas mehr rein elektrisch fahren und so einen Durchschnittsverbrauch von 2,4 Liter nach WLTP erreichen, aber das ist äusserst optimistisch gerechnet und gilt ausserdem nur für die ersten 100 km. Dann ist der E-Speicher leer, während der Fahrt aufladen geht nicht, also muss er wieder an den Stecker, aber der Jaguar-Fahrer hat andere Pläne und lässt dann den 2-Liter Benziner die ganze Arbeit verrichten und er tut das mit britischer Gelassenheit und mit der bekannten „stiff upper lip“ im Bewusstsein selbstverständlicher Überlegenheit gegenüber allen, die am Marken-Image Jaguar zu kratzen sich anmassen.
Also verzieht man sich ins Interieur dieses F-Pace und geniesst erst einmal das Ambiente in einer edlen Lounge, mit Holz- und Aluminium-Einlagen, die einzelnen Bedienungsknöpfe und Drehschalter in ausgeklügeltem Design, die Massagesitze, den Touchscreen, der sich wie ein Smartphone bedienen lässt und dann holt man tief Luft und erfährt, dass der F-Pace mit einem System der Luft-Ionisierung ausgerüstet ist, welches Partikel und Allergene aus der Luft filtert. Einmal in Fahrt geniesst man die Ruhe, dank der aktiven Geräuschunterdrückung, welche im F-Pace das Hintergrundrauschen beim Abrollen der Reifen auf der Fahrbahn herausfiltert.
Die Fahrt im F-Pace kann je nach Wunsch aufregend dynamisch oder sanft entspannend sein. Immerhin braucht es nur 5,3 Sekunden für den Sprint von null auf hundert, hier ergänzen sich die 404 PS Systemleistung und die 640 Nm Drehmoment zusammen mit der Achtgang-Automatik zu einem aufregenden Krafterlebnis, das einen nonchalant in die Polster drückt. Der E-Speicher hat eine Kapazität von 17,1 kWh, das Laden an der heimischen Steckdose dauert gut über 5 Stunden. 240 km/h Spitze läuft der P400e F-Pace, Allrad gehört selbstverständlich dazu, wie auch eine Mehrzahl von über einen Drehschalter einstellbaren Fahrprogrammen. Wir begnügten uns mit Comfort und Sport, auf Schnee-, Match- oder andere Geländeeinstellungen verzichteten wir, am wohlsten fühlten wir uns in diesem anspruchsvollen Reise-SUV auf der Strasse und das war schon schwer genug, denn um uns herum sah man tagelang nur Wasser, nichts als Wasser und nach einigen Tagen sah der Jaguar aus wie nach einer Schlammschlacht.
Oma mit den Springerstiefeln blätterte genüsslich in einem Magazin, das sie aus dem Wartesaal einer Pfadfinder-Beratungsstelle hatte mitgehen lassen. „Helium – Magazin für aufgeblasene Frosch-Schenkel“ stand da zu lesen und es war bunt mit vielen lustigen Bildern und war übersät mit Discount-Anzeigen aus der Lifestyle-Branche. „Also, meinte Oma, jetzt muss der Jaguar aber in die Waschanlage bevor uns jemand sieht, denn sonst kommt er nie in dieses Magazin rein!“ Muss er auch nicht. Ein Gentleman geniesst und schweigt.