WASSERSTOFF – Toyota präsentiert die zweite Generation des Mirai mit weiterentwickelter Brennstoffzellen-Technik, ein Prozess, bei dem elektrische Energie durch ein chemisches Verfahren unter Einwirkung der Basiselemente Wasserstoff und Sauerstoff produziert wird. Die Reichweite des Mirai soll bis zu 650 km betragen, aus dem Auspuff kommt nur unschädlicher Wasserdampf, an den Leistungs- und Fahreigenschaften ist nichts auszusetzen, wie Marc Schonckert feststellen konnte. Bleibt das Problem der europaweiten Verfügbarkeit von Wasserstoff-Tankstellen.
Der Toyota Mirai unterscheidet sich von den bekannten, reinen E-Autos dadurch, dass er über das Brennstoffzellen-Verfahren seinen Strom während der Fahrt selbst produziert, klassisch an der Wasserstoff-Tanksäule betankt wird und einen Auspuff hat, der allrdings nur Wasserdampf ausstößt.
Das Design des neuen Mirai hebt sich klar vom ersten Mirai ab, der mit seinen scharfen Kanten eine gewagte Front zeigte, während nunmehr ein abgerundetes Frontdesign, eine Coupé- Linie und eine neue Plattform dieses Familienauto auszeichnen. Mit fast 5 Meter Länge bietet er viel Platz im Innenraum, wo Toyota neue, klare Verhältnisse geschafft und ein überschaubares Cockpit mit Touchscreen und digitalem Kombi-Instrument von hoher Bedienungsfreundlichkeit angebracht hat. Abstriche gibt es in puncto Raumangebot auf der Rückbank, das erklärt sich durch die drei Hochdruck-Wasserstoff-Tanks im Fahrzeugboden und an der Batterie unter den Rücksitzen, die in der Brennstoffzellen-Konfiguration nur dazu dient, überflüssige elektrische Energie kurzweilig aufzunehmen und wieder abzugeben, auf den eigentlichen Antrieb und die Motor-Leistung hat sie keinen Einfluss.
Verbrauch in Kilogramm
Die Brennstoffzellen-Einheit (Fuel Cell Stack) besteht aus 330 Zellen und ist im Motorraum untergebracht. Für den Antrieb auf die Hinterachse sorgt ein E-Motor mit 134 kW/182 PS, die Spitze liegt bei 175 km/h, für die Beschleunigung von 0-100 km/h bedarf es 9,2 Sekunden. Der Tankinhalt des Mirai beträgt 5,6 kg Wasserstoff, verteilt auf die Hochdruck-Sicherheitstanks mit einem Gesamt-Volumen von 142 Liter. Der Wasserstoff wird mit einem Druck von 700 bar in den Tank gepumpt, ein Vorgang, der weniger als 5 Minuten benötigt, hier zeigt sich ein Riesenunterschied zum Ladeprozess bei den üblichen E-Autos. Dafür muss man allerdings lange nach einer Tanke suchen, in Deutschland sind es knapp über 100, europaweit sieht es nicht besser aus, von Luxemburg nicht zu reden, dafür gibt es tolle Fahrradwege und frische Brötchen und Zeitungen an einigen P&R Parkplätzen.
Konkurrenzlose Reichweite
Die angegebene Reichweite von 650 kg konnten wir anlässlich einer ersten Fahrt nicht vollziehen, doch auf gut 100 km Fahrstrecke zeigt sich der Mirai als leicht handliche Limousine mit optimaler Gewichtsverteilung von 50:50 und niedrigem Schwerpunkt, der dieses immerhin 1900 kg schwere Auto sehr agil durch die Kurven trägt. Antritt und Durchzugsvermögen sind mehr als zufriedenstellend, begeisternd ist die Ruhe an Bord, was den Toyota-Ingenieuren dann Anlass war, eine künstliche Lärmquelle einzubauen, die man auf Knopfdruck betätigen kann, um sich damit akustisch nicht komplett von der Außenwelt abzukapseln. Die Testfahrt führte durch Wohngebiete und über vielbefahrene Landstraßen, bei den vielen Stopps und Starts war es nicht möglich, einen normalen Cruise-Modus zu erreichen, der an die Verbrauchangaben des Werks hätte heranreichen können. Hier werden 0,85 kg Wasserstoff auf 100 km angegeben, wir lagen nach zahlreichen Zwischenspurts auf etlichen freien Kilometern bei knapp unter 1 kg Verbrauch.
Sauber mit Auspuff
In Deutschland beträgt der Preis für 1 kg H2 übrigens 9,50 Euro, dafür gibt’s null Emissionen, null CO2, keine Stickoxide oder Ruß und dafür nur Wasserdampf aus dem Auspuff. Die Luft, die der Mirai für den Brennstoffzellen-Prozess braucht, kommt dank aufwendiger Filteranlage hinten sauberer raus als vorne angesaugt, wie Testergebnisse von Toyota beweisen. Interessant angesichts des Technologieaufwands ist der Preis, zumindest im Vergleich zum Vorgänger. Ab 64.000.- Euro ist der Mirai zu haben.