FIAT – Der Fiat 500 electric ist das erste E-Fahrzeug aus Turin. Der Cinquecento, seit seiner Ersterscheinung in den sechziger Jahren ein Kult-Auto, hat in seiner Neuversion noch viel vor. Mit dem Modell 500 Electric, das jetzt auf den Markt kommt, beweist Fiat erneut seine Anpassungsfähigkeit an Zeitgeist und nebenbei auch an Umweltprioritäten. Marc Schonckert über einen Elektriker mit Look, Charme und Charakter.
Mit Stolz weist Fiat auf die Anteilnahme der Modewelt, der Designer und Trendsetter des „Made in Italy“ hin, aber auch auf die Begeisterung eines Leonardo Di Caprio, der als engagierter Umweltschützer den Schritt von Fiat in die Welt der e-Autos begrüßt und öffentlich unterstützt, wie man in einem Fiat Werbe-Video mit ihm erfährt
La Prima Cabrio
Zu einer ersten Probefahrt stand der Fiat Elektro in limitierter Sonderausgabe „La Prima“ zu Verfügung, zudem in Cabrio-Version. Es herrschte fieses Wetter und wir ließen das Dach zu und nur beim Anfahren nach dem Start das elektrische Seitenfenster runter, denn sobald man die 20 km/h-Marke erreicht, ertö ein Musikklang, nur ganz kurz, aber es reicht, um den Menschen ein erstauntes Lächeln abzulocken. Eine Sympathiebekundung mehr, denn es ist nahezu unmöglich, diesen Fiat 500 auf den ersten Blick nicht zu lieben. So reizend, wie er aussieht, so großzügig und einfallsreich ist er ausgestattet. Sitze aus Eco-Leder, alle Assistenz-Systeme, die man sich denken kann und „UConnect5“, modernes, digitales Infotainment mit intelligenter Integration des Smartphone für eine ganze Reihe von Funktionalitäten, von der Erkennung des Ladezustands oder des Timings zum Laden, der Fernbedienung der Klimaanlage über Navigation und Angabe der nächsten Ladestation bis hin zu Wifi und Pannenhilfe.
Drei Fahrprogramme
Uns interessierte vor allem die Reichweite der 42 kWh Batterie, die den 87 kW/118 PS starken E-Motor an der Vorderachse antreibt und laut Hersteller bis zu 320 km betragen soll. Er beschleunigt von 0-100 km/h in 9 Sekunden und läuft 150 km/h Spitze. Fiat hat den 500 so konfiguriert, dass er an einem 85-kW-Schnelllader geladen werden kann und damit innerhalb von 35 Minuten gut 80% der Batteriekapazität einspeist, das ist erst mal eine gute Nachricht. Zuhause, an der normalen Steckdose dauert dies natürlich etwas länger. Zur optimalen Energie-Ausnutzung bietet der 500 drei Fahrmodi. Einmal den Modus „Normal“ für die (nicht empfehlenswerte) Autobahn oder das Cruisen auf der Landstraße, dann den Modus „Range“, wobei beim Lospassen des Fahrpedals sofort Verzögerung einsetzt, was über Rekuperation etwas Nachschub in die Batterie einspeist und einem bei umsichtiger Fahrweise den Tritt auf die Bremse erspart, sehr nützlich in der Stadt von Ampel zu Ampel oder bei Bergabfahrt. Der dritte Fahrmodus heißt „Sherpa“, er beschränkt das Tempo auf maximal 80 km/h, lässt das Fahrpedal langsamer reagieren und schaltet Heizung und Klimaanlage aus, dieses Kommando kann der Fahrer allerdings wieder rückgängig machen.
Im Fiat 500 gibt eine Anzeige im Blickfeld des Fahrers die Verbrauchswerte an, in Form eines Balkens, der sich von Rot (schlecht) über Gelb bis Grün (sehr gut) erstreckt. Hier werden die km an Reichweite angegeben, die bei der aktuellen Fahrweise pro kWh zu erwarten sind. 7 km pro kWh bedeuten: bei diesem Verbrauch ist theoretisch eine Reichweite von 294 km möglich (mit 42 kWh Batterie-Ladung ergibt dies 42 x 7 = 294 km). Im „Sherpa“-Modus erreichten wir kurzzeitig 9,5 km/kWh, was dann beispielsweise im langsamen Stadtverkehr ohne Eile und ohne Heizung eine Reichweite um die 390 km ermöglichen würde, falls man denn Lust verspürt, im Winter mit Pelzjacke immer im gleichen Tempo durch die Stadt zu fahren.
Harter Realitäts-Check Wie gesagt, dies ist reine Theorie, denn bei e-Fahrzeugen wirken sich jede starke Beschleunigung, Tempo jenseits der 80 km/h, jede noch so kleine Steigung und die Benutzung von Heizung und Gebläse wesentlich brutaler auf den Verbrauch aus als bei Benziner oder Diesel. Auf der Testfahrt über die erbarmungslose N4 mit ihren langen Steigungen, Baustellen, langsamen und schnellen Abschnitten zwischen Arlon und Namur konnten wir dies nachvollziehen. Es ging los mit voller Batterie, die Anzeige zeigte 100%, als Reichweite waren 260 km zu lesen. Eine Zahl, die der Bordcomputer fortlaufend der Fahrweise und dem gewählten Fahrprogramm anpasste. Nach 125 km Strecke blieb laut Anzeige noch 50% Stromreserve übrig und als verbleibende Reichweite wurden noch 125 km angegeben. Tempomässig war Opa-Modus angesagt, nur so war ein Wert von etwa 25 km auf jeweils 10% Batterie-Kapazität zu erreichen. Die Stärken des Fiat 500 liegen eindeutig in der Stadt und auf der Landstraße. Vor allem auf kurvenreicher Strecke begeistert er mit seiner Wendigkeit und seinem e-typischen Ansprechverhalten. Und wer damit nur in unserem Land, sprich zwischen Tempo 30, 50 und 70-Schildern, zahllosen Radaranlage und nicht weniger Staus, rumkurvt, wird einen Riesenspass mit dem Fiat 500 haben. Mit Heizung inklusive.