BEDROHTE SPEZIES – Ausgerechnet Toyota zeigt, wie spannend und temperamentvoll knapp vier Meter Länge mit 261 PS Leistung aus einem Dreizylinder sein können. Der Yaris GR ist ein Sportler für den zivilen Gebrauch oder den Adrenalinschub auf der Rennpiste. Marc Schonckert entschied sich für einsame Landstraßen und erlebte nicht alltäglichen Fahrspaß.
Ein Zweitürer mit einer Länge von 3,99 m, mit einem Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 1618 ccm Hubraum und einer Leistung von192 kW / 261 PS bei 6500 U/min und einem Drehmoment von 360 Nm, mit Allrad und einem höchst einprägsamen Look durch die breiten Radkästen, das ist der Toyota Yaris GR. So wie beim Supra GR zeigt Toyota eindrucksvoll mit dem Yaris GR, dass man neben Funktionalität, nüchternen Mobilitätsansprüchen und Umweltbewusstsein auch emotionalen Ansprüchen gerecht wird. 230 km/h Spitze läuft dieser Yaris, der mit dem zivilen Yaris-Modell nur noch wenig gemeinsam hat, die null auf hundert schafft er in 5,5 Sek. Den WLTP-Durchschnittsverbrauch gibt das Werk mit 8,2 Liter an. Keine Angst: in der Praxis sind es etliche mehr. Dafür gibt es Fahrspaß erster Güte, besonders auf kleinen, kurvenreichen Landstraßen ist dieser GR in seinem Element. Extrem wendig, atemberaubend in Antritt und Beschleunigung, da geht es manchmal schneller zu, als das Gesetz erlaubt. Der Yaris GR hat manuelle 6-Gang-Schaltung, sie arbeitet präzise, die Lenkung ebenfalls, der Allrad sorgt für hohe Beherrschbarkeit, sicheren Antritt und Spurtreue bei schnellen Kurvenpassagen. Drei Fahrmodi kann man über einen Drehschalter einstellen. Im „Normal“-Modus erfolgt eine gleichmäßige Kraftverteilung zwischen vorne und hinten, im „Sport“-Modus gehen maximal 40% nach vorne, im „Track“-Modus, also auf der Rennstrecke, wird vornehmlich der Heckantrieb privilegiert, diesen Genuss mussten wir uns notgedrungen ersparen. Allerdings kann der GR Yaris schon in „Normal“-Stellung ganz schön angriffslustig und temperamentvoll werden, da reicht ein kleiner Druck aufs Gaspedal und schon kommt da eine ganz andere Welt ins Rollen, als man sie von den meisten Alltagsautos kennt, seien sie noch so groß, stark oder schön.
Oma mit den Springerstiefeln genoss die Fahrt offensichtlich. Angeschnallt im sportlichen Ledersitz, ihre Tequila-Reserve sicher verstaut in der Handtasche auf dem Rücksitz und das Pfefferspray stets griffbereit im Gürtel, strahlte sie jene lässige Zuversicht aus, mit der sie jeden Gesundheits-Inspektor bei unangemeldeter Zimmerdurchsuchung im Altersheim zur Weißglut trieb. Sie war gerade von der Covid-Impfung zurück. „Und welches Mittel hast du gekriegt?“ „Da war irgendwas mit Nachthimmel oder Stern, murmelte sie. „Doch nicht etwa Astra Zeneca ? fragte ich. „Nein, ich glaube, es klang wie Stella Artois. Und jetzt gib mal Gummi, Junge. Dreizylinder und 1,6 Liter Kubik, das erlebt man auch nicht alle Tage.“
Stimmt. Und ein Fahrerlebnis wie im Toyota Yaris GR auch nicht. Nach all den Testfahrten in Limousinen-Kombi-SUV-Coupé-Kompakt-Autos in Auspuff-Dolby oder Elektro-Stummfilm endlich wieder ein echter Kracher, anfangs zur Homologation im Rally-Sport gedacht und nach sportlicher Pflichterfüllung nun für den Alltag weiter gebaut. Wobei der Alltag mit dem GR Yaris viel spannender und aufregender wird als mit einem gewöhnlichen Auto. Wir genossen jede Kurve, je Steigung und jeden freien Kilometer auf einsamen Straßen, Federung und Aufhängung sind von der harten, aber nicht grausamen Sorte. Wir genossen den Luxus, gemütlich und regelkonform durch Ortschaften zu segeln und jedes Dorf mit dem typischen Brummen des Dreizylinders zu verlassen, der sich regelrecht freute, endlich wieder hochdrehen zu dürfen. Bei all dem Fahrspaß verliert man schnell den Blick für die innere Optik und Ausstattung dieses Yaris, man hat eigentlich nur Augen für die Tempoanzeige, ansonsten hört man auf den Sound des Dreizylinders und ist überrascht, wie forsch er auch noch im sechsten Gang beim geringsten Gasgeben zulegen kann. Oma hatte Recht: so etwas erlebt man nicht alle Tage. Da darf er auch beim Verbrauch über 10 Liter anzeigen, das passt zwar nicht mehr in die heutige Nachhaltigkeits-Konformität, aber es ist gut zu erfahren, dass es noch solche Ausnahmen auf knapp vier Meter Länge gibt.