Fahrbericht Mazda MX-30
LEISETRETER – Der Mazda MX-30 hat bescheidene Leistungsansprüche und eine Menge innerer Werte. Das erste E-Auto von Mazda gefällt mit Platz und Fahrkomfort in übersichtlichem Wohlfühl-Design. Da reichten auch 160 km Reichweite für Marc Schonckert.
e-Autos werden im kommenden Jahr zu einem Top-Thema der Branche werden. Kein Hersteller wird es sich erlauben können, in den Segmenten von Fahrzeugen für die breite Masse, ohne e-Alternative aufzutreten. Mazda hat mit dem MX-30 schnell aber nicht übereilt gehandelt und der Elektromobilität einen zündenden Funken verliehen, der den CO2-Beitrag von E-Fahrzeugen in ein umweltverträglicheres Licht rückt. Die Grünen, die bisher davon ausgegangen waren, dass ein E-Auto mindestens so unbefleckt gezeugt wurde wie damals ein Bekämpfer der römischen Besatzungsmacht im Nahen Osten und dessen Geburtstag demnächst ansteht, werden einsehen müssen, dass es auch bei der Produktion und der Ausrüstung von E-Fahrzeugen nicht ohne CO2-Ausstoss geht. Mazda sorgt sich um die CO2-Bilanz bei der Gewinnung von Rohstoffen für die Batterie und verleiht derjenigen im MX-30 die bescheidene Kapazität von nur 33,5 kWh, somit kann der CO2-Ausstoss, der bei der Produktion anfällt, im emissionsfreien Betrieb auf der Straße schneller kompensiert werden.
Rein theoretisch beträgt die Reichweite des MX-30 genau 200 km, in der Praxis sollte man sich, je nach Fahrweise, mit 160 bis 180 km zufriedengeben. Das ist mehr als ausreichend für den Alltag, auch für kleine Tagesausflüge. In puncto Platzangebot und Komfort wäre er durchaus für längere Strecken geeignet, nur wenige Kompakt-SUVs seiner Gattung bieten ein so angenehmes Ambiente wie er. Kein Luxus, kein Überfluss und kein visueller Overkill, hier dominieren schlichte, aber wohltuende Eleganz und Übersichtlichkeit. Anlässlich einer ersten Vorstellung (siehe Tageblatt vom 31. Oktober) erwähnten wir den recycelten Kunststoff und die Korkflächen bei Elementen der Innenausstattung und die nach hinten öffnenden Türen für die zweite Reihe. All dies verleiht ihm einen aparten Look. Was ihn aber neben Komfortangebot und Wohlfühl-Ambiente ebenfalls auszeichnet, ist sein Fahrverhalten bei durchaus bescheidenen Leistungswerten. 107 kW/145 PS leistet der E-Motor. Er treibt die Vorderräder an, zieht beeindruckend sanft, aber kraftvoll los, wie es nur ein E-Auto kann. Naja, hörbar ist er schon, denn über die Audio-Anlage erklingt bei steigendem Tempo ein Sound, der den Fahrer bei Laune und bei Bewusstsein hält, dass es nun vorangeht. Leider nur bis 140 km/h, was ausreichend für unsere Straßen- und Verkehrsverhältnisse ist, bei denen sich der Luxemburger Fahrer normalerweise nur in einer Premium-Marke im Bewusstsein eines Leistungspotenzial von mindestens 200 PS und einer monatlichen Rate von 1500 Euro für den Autokredit wohlfühlt.
Oma mit den Springerstiefeln zeigte sich begeistert von den hinteren Türen und meinte grinsend: „Erinnert mich an Rolls Royce, aber da hielt mir wenigsten jeder die Tür auf!“ Adelsansprüche hat der MX-30 nicht, aber mehr gute Eigenschaften als ein verwöhnter britischer Lord. Er liegt satt und berechenbar in Kurven, zieht spurtreu seine Bahn und lässt sich mit über variable Verzögerungsstufen einbremsen. Über die Schaltwippen am Lenkrad macht man das, links für Verzögerung in zwei Intensitätsstufen beim Loslassen des Fahrpedals, sehr empfehlenswert bergab, rechts für weniger Resistenz beim Dahingleiten oder Bergauffahren, zwischen beiden Alternativen liegt die Normal-Stufe, die reicht für Stadtfahrt und Stop-and-go im Berufsverkehr und erspart einem bei vorausschauender Fahrweise manche Vollbremsung. Die Freude dauerte nur ein paar Tage, unterbrochen von den obligaten Passagen an der Chargy-Säule. Acht Stunden dauerte es für gut 120 km Nachschub, da gibt es im Ausland, z.B. in Belgien, viel schnellere Säulen. Aber das darf man ja in Luxemburg nicht sagen, irgendeiner fühlt sich immer auf den Schlips getreten, wenn man auf die versprochene flächendeckende Stromversorgung für E-Autos hinweist. Vielleicht sollte man es mit Blitzableitern versuchen.