Heute, den 26. August
Vor einigen Tagen war ich mit meinem Auto zur Kontrolle beim Luxemburger TUV, genauer gesagt bei der SNCT in Sandweiler. Früher hieß es immer „Ich muss wieder einmal nach Sandweiler“ oder „Mein Auto ist in Sandweiler durchgefallen“. Heute gibt es mehrere Kontroll-Stationen verteilt über das Land und so sind auch die Wartezeiten erheblich kürzer geworden, in den meisten Fällen jedenfalls. Besser geworden ist auch der Kontakt mit dem Kunden, der Umgangston ist freundlich und zuvorkommend. Das war nicht immer so.
Die Älteren unter uns erinnern sich an das mulmige Gefühl, wenn man wieder einmal „…nach Sandweiler musste“. Man hätte besser vom „Gang nach Canossa“ geredet. Dann waren schroffe Kommandos angesagt, unhöfliche Bemerkungen und Zurechtweisungen, aber das Schlimmste war, wenn man der Aufforderung eines Kontrolleurs nicht sofort Folge leistete, wenn man das Fernlicht anstelle des Abblendlichts einschaltete oder zu langsam oder zu schnell an die einzelnen Posten heranrollte. Dann konnte es vorkommen, dass sich der Kontrolleur einfach umdrehte und verschwand, und es dauerte eine geschlagenen Viertelstunde, bevor er wieder auftauchte, und sein süffisanter Ausdruck gab mir zu versehen, dass er dort das Kommando führte und ich nur ein erbärmlicher Autofahrer war, der sich glücklich schätzen durfte, sein Auto unbeanstandet durchzubringen. Zuvor hatte das staatlich geführte Erniedrigungs-Seminar in der Kasse angefangen, wohin man sich vor der Einfahrt in die Station selbst begeben musste. Jahrelang traf man dort auf einen Herrn in der Kasse, der meist unrasiert und übelgelaunt, immer jedoch miserabel und erbärmlich gekleidet war. Sein Markenzeichen war ein alter Rollkragen-Pulli, dessen Kragen völlig abgenutzt an ihm herabhing, so als würde er sich nach einer Waschmaschine sehnen oder nach der Strickerin, die ihn vor mindestens zwanzig Jahren angefertigt hatte. Ich kam in jenen Jahren zur Kontrolle mit einem Ford Taunus 17M, einem Triumph 2500, wieder einem Taunus und mit einem Opel Ascona, meine Autos wechselten, der Pulli war immer da. Das waren noch Zeiten, aber vermissen tue ich sie nicht. Die Autos, ja doch, die vermisse ich.