Letztes Aufbäumen
EHRENRUNDE – Der Toyota GR86 gehört zur aussterbenden Gattung erschwinglicher Sportwagen mit Benzinmotor und vernünftigem Leistungsaufwand. Was Marc Schonckert nicht daran hinderte, mit diesem wendigen Sportler eine letzte Ausfahrt der emotionalen Sorte zu unternehmen.
Erst vor wenigen Wochen durften wir den neuen Toyota GR 86 im Hinterland von Sevilla erproben und ihn dabei auch auf einer Rennstrecke erleben, wo er mit ausgezeichnetem Handling, guten Beschleunigungen und gutmütigem Kurvenverhalten begeistert hatte. Das „analoge Fahrzeug für die digitale Zukunft“ hat Toyota ihn bezeichnet, einer der wenigen und letzten erschwinglichen Sportwagen, die noch wirklich Spass auf der Strasse machen. Die Produktion des GR86 wird demnächst eingestellt, doch von Abschied kann keine Rede sein.
Wir konnten die „Alltagstauglichkeit“ des GR86 nun auch in einem längeren Fahrversuch über mehrere Tage auf Luxemburger und belgischen Strassen nachvollziehen, mit dem Unterschied, dass sich der GR86 auf den prächtigen, teils neu asphaltierten Strassen im Luxemburger Norden viel wohler fühlt als auf den gelöcherten Land- und Dorfstrassen und Autobahnen Belgiens. Dabei hat man die Federung und Aufhängung so abgestimmt, dass man auch auf schlechterem Belag nicht permanent durchgeschüttelt wird und das wendige und knapp 4,3 Meter lange Auto bei angepasst munterem Tempo unter Kontrolle behält, doch nichts ersetzt das Feeling, diesen Sportler mit seiner perfekten Gewichtsverteilung – Motor vorne, Getriebe hinten – über den frischen und glatten Asphalt kurvenreicher Strassen jagen zu dürfen, was hier auch bis zu den erlaubten 90 km/h enorm viel Spass macht.
172 kW/234 PS aus einem Vierzylinder Sauger von 2,4 Liter Hubraum, satte Beschleunigung in knappen 6 Sekunden von null auf hundert, hohe Drehzahlen, kurze Schaltwege beim 6-Gang manuellen Getriebe und Hinterradantrieb, ein strammes Fahrwerk, präzise Lenkung, 18-Zoll-Felgen und vorbildliche Sportsitze, ein unkompliziertes Interieur-Design mit allen Sicherheitsfunktionen, das ist der GR86, dessen Produktion mit Ende des Jahres eingestellt wird, weil die EU-Umweltauflagen diesem Fahrspass einen unerbittlichen bürokratischen Riegel vorschieben werden und danach nur noch leere Gelenkbusse bei uns sowie prächtige Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge anderswo die Umwelt versauen dürfen.
„Gut, dass es solche Autos noch gibt, meinte Oma mit den Springerstiefeln, „ aber es ist eine aussterbende Gattung, die man demnächst in geschlossenem Reservat unterbringen muss, um ihren Fortbestand zu garantieren.“ Sie grinste: „Der GR86 ist wie Winnetou, eine Rothaut im aussichtslosen Kampf gegen die Weissen. Mit dem Unterschied, dass der GR86 aus einem Lande stammt, von dem Winnetou keine Ahnung hatte. Chinesen in San Francisco kannte er wohl, aber die bauten Eisenbahnen und keine Toyotas.“ Winnetou und Karl May stehen derzeit zur Debatte. Immerhin haben sie Michael Jackson und die Village People nicht mehr erleben müssen.