Jaguar-Nachwuchs auf E-Pfoten
OFFENBARUNG – Der Jaguar E-Pace P300e vertraut auf einen Dreizylinder, der nicht faucht, aber angriffslustig zu Werke geht, wenn Gefahr lauert. Als Plug-in-Hybrid mit 55 km elektrischer Reichweite auf Sparkurs, mit seiner geballten Kraft jedoch zu schade für den täglichen Kurztrip in die Stadt. Da fühlte sich Marc Schonckert auf der Langstrecke viel wohler.
Jaguar hat das kleine SUV E-Pace mit Plug-in-Hybridtechnik versehen und den Marken-Puristen, die schon mit dem vollelektrischen I-Pace unsanft aus dem aristokratischen Tiefschlaf gerissen worden waren, nun einen weiteren Schlag unter die Gürtellinie der Tradition versetzt. Denn im E-Pace P300e arbeitet ein Dreizylinder Turbo-Benziner, der in Kombination mit einem E-Motor ganz gehörig Aufregung in die adeligen Wände der Landsitze von Albion bringt.
Einen Einfluss auf die britische Sterberate hat diese Entscheidung von Jaguar nicht und noch sterben mehr Briten durch Selbstmord, nachdem sie das Familienvermögen in Monaco am Roulette-Tisch verpulvert oder von der heimlichen Hochzeit ihrer Tochter mit einem Franzosen erfahren haben, als durch den Schock eines Dreizylinders in einem Jaguar. Denn Jaguar hat mit dem E-Pace 300e ein bemerkenswertes Auto auf die Beine gestellt, das immer noch gut aussieht und jetzt mit neuem Antrieb auch Anspruch auf gesteigertes Umweltbewusstsein erheben darf. Der 1,5 Liter Dreizylinder Benziner leistet immerhin 147 kW/200 PS, die er über eine Achtgang-Automatik an die Vorderräder abgibt, der E-Motor bringt 80 kW/109 PS auf die Hinterachse, zusammen ergibt das Allrad bei einer Systemleistung von 227 kW/309 PS, ein Drehmoment von 540 Nm und einen Durchschnittsverbrauch von 2,0 Liter, auf den ersten 100 km, versteht sich, wenn die 15 kWh Batterie vollgeladen ist und man erst einmal 55 km rein elektrisch fährt und danach der Benziner übernimmt. Ist die Batterie erst einmal leer, geht es bergauf mit dem Verbrauch, die fast 2,2 Tonnen Leergewicht möchten erst einmal in Bewegung gebracht werden und dann muss man sich auf Verbrauchswerte von um die 7 Liter ohne elektrische Hilfestellung gefasst machen.
Oma mit den Springerstiefeln verspürte keine Lust, mit diesem SUV durch den Stadtdschungel zu schleichen, um hier den vollen Nutzen eines vollen Batteriespeichers abzurufen. Nur einmal hielt ich in der Stadt, weil sie in den Foto-Automat musste, da sie neue Passfotos für ihren Waffenschein brauchte. Dann klopfte es an meiner Scheibe und jemand beschwerte sich, ich hätte die 1,5 Meter Seitenabstand zu einem Radfahrer nicht eingehalten, dabei stand ich auf einem Parkplatz und der Radfahrer hatte mich rechts, und zwar auf dem Bürgersteig, überholt und dann kam Oma und es wurde bunt und kariert und danach blieb ein Typ schreiend in einer Mülltonne zurück. Wir fuhren dann los und Oma ließ die Beifahrertür weit offen, in der Absicht, den vorgeschriebenen Abstand zu allem einzuhalten, was uns rechts überholen wollte.
Es ging los in den Norden, auf kleine, kurvige Strecken und Oma genoss das anspruchsvolle, noble Interieur des E-Pace, wir genossen den Fahrwind und die Umgebung, das typische Dreizylindergeräusch war nur bei vollem Beschleunigen zu hören, ansonsten herrschten Ruhe, Diskretion und sanfte Zufriedenheit. Zugegeben, bei schneller Kurvenfahrt merkt man dem E-Pace die Last seines Gewichts schon an, in puncto Geräuschdämmung, Laufruhe, Fahrkomfort und Antritt zeigt er sich jedoch als ein Muster seines Fachs. Die Fahrmodi sind Eco, Comfort und Dynamic, wir entschieden uns für die „Comfort“-Einstellung und den Hybrid-Modus, naja, solange der Vorrat reichte.
Dreizylinder und E-Power für bestechende Fahrleistungen in einem sportlichen SUV der Luxusklasse. Der kleine Jaguar weiß, was er seinem Ruf schuldig ist.