R-barmungslos
RENN-DNA – Mit seinem Leistungspotenzial ist er eigentlich zu schade für die öffentliche Straße. Der Golf R Variant ist nicht nur das schnellste und stärkste VW-Kombi aller Zeiten, sondern mit Allrad und aufwendiger Technik bei Antrieb und Fahrwerk ein Bolide, den man auf einer geschlossenen Rennstrecke erfahren und genießen sollte. Dennoch ist der Golf Variant R auch für den zivilen Betrieb geeignet und lässt sich besonnen und gemütlich durch den Alltag bewegen. Alltagstauglichkeit nennt man das und so musste Marc Schonckert nach aufregenden Runden auf dem Bilster Berg zurück in die unbarmherzige Welt der Vorfahrten, der Tempolimits, der Ampeln und des Gegenverkehrs.
Trotz aller Sportlichkeit bleibt auch der Golf R Variant ein komfortabler Freizeit- und Familienkombi für alle Lebenslagen. Wobei seine Alltagstauglichkeit keineswegs unter der extrem sportlichen Auslegung des Golf R Variant leidet. Da wäre immerhin ein Ladevolumen von 611 Liter bei fünf nutzbaren Sitzplätzen und einem maximalen, dachhohen Gepäckvolumen von 1.642 Litern, das in diesem Umfeld nun eben einmal schneller unterwegs ist als in einem normalen Break. Das auf Wunsch komfortable Fahrwerk und die intelligenten Komfort- und Assistenzsysteme machen den neuen Golf R Variant auch zu einem Begleiter für die Langstrecke, betont man bei VW. Erstmalig im Golf R Variant optional erhältlich ist eine Anhängerkupplung mit einer zulässigen Anhängelast (gebremst) von bis zu 1,9 Tonnen und einer Stützlast von 80 Kilogramm.
In erster Linie ein Sportler
Doch kann man davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Käufer diesen Variant R in erster Linie wegen seiner sportlichen Fahreigenschaften und seinem enorm hohen Leistungspotenzial begehren. Hier locken 235 kW/320 PS, die für eine Menge Spaß und Aufregung sorgen können. Der serienmäßige Allradantrieb 4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring wird vom 2.0 Liter TSI Turbo-Benziner mit einem maximalen Drehmoment von 420 Nm versorgt. Die Kraftübertragung erfolgt über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der neue Golf R Variant beschleunigt in nur 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 250 km/h wird der Vorwärtsdrang elektronisch abgeregelt, mit dem optionalen R-Performance-Paket steigt die Höchstgeschwindigkeit auf 270 km/h. Das R-Performance-Paket beinhaltet zudem 19- Zoll-Räder statt der serienmäßigen 18-Zoll-Räder sowie die zusätzlichen Fahrprofile „Special“ (Nürburgring-Modus) und „Drift“ (für Powerslides). Das Performance-Paket kostet zusätzlich um die 2000.- Euro, doch wenn schon R Variant, dann sollte man nicht auf diese beiden Fahrprofile verzichten, die zudem Schwerpunkte bei der Entwicklung dieses Autos waren und eben jenes Fahrverhalten ergeben, das man ansonsten nur selten erfahren kann und wenn, dann meistens unfreiwillig.
Denn wie der Golf R wurde auch der Golf R Variant auf der Nordschleife des Nürburgrings final abgestimmt. Der Performance-Kombi verfügt im optionalen R-Performance-Paket über zwei eigene Fahrprofile mit der Bezeichnung „Special“ und „Drift“. Bei „Special“ werden alle wesentlichen Antriebsparameter auf die Nordschleife und ähnlich anspruchsvolle Strecken ausgelegt, erstmals auch inklusive des Allradantriebs 4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring. Das Fahrprofil „Drift“ öffnet abseits öffentlicher Strecken ein neues Fenster der Fahr-dynamik und steigert erheblich den Fahrspaß und die Sicherheit beim Querfahren.
4MOTION mit R-Performance Torque Vectoring.
Wie der kompakte Golf R verfügt der Golf R Variant über den neu entwickelten Allradantrieb mit radselektiver Momentensteuerung an der Hinterachse. Dabei wird die Antriebskraft über ein neues Hinterachsgetriebe nicht nur bedarfsgerecht zwischen der Vorder- und Hinterachse verteilt, sondern ebenso zwischen den Hinterrädern. Insbesondere in Kurven steigert das die Agilität des Golf R Variant erheblich. Der Allradantrieb wird über einen Fahrdynamikmanager mit weiteren Fahrwerkssystemen wie den elektronischen Differenzialsperren (XDS) und der adaptiven Fahrwerksregelung DCC vernetzt. Das Ergebnis: optimale Traktionseigenschaften, höchst präzise und neutrale Fahreigenschaften, herausragende Agilität.
Maximalen Fahrspaß verspricht VW mit diesem Kombi-Rene und das konnten wir anlässlich einiger aufregender Runden auf dem herrlichen Rennkurs Bilster Berg in der Nähe von Paderborn nachvollziehen. Was den besonderen Reiz einer solchen Erfahrung mit dem R Golf ausmacht, ist die Tatsache, dass man bei der Annäherung an den Grenzbereich auf die Unterstützung einer Ansammlung effizienter Fahrwerks- und Antriebstechnologie vertrauen kann. In anderen Worten, die erwähnte Drehmomentverteilung Torque Vectoring beim Allrad mit radselektiver Momentsteuerung an der Hinterachse, eine optimale Lenkung, adaptive DCC-Fahrwerkskontrolle und leistungsfähige Bremsen, all dies verzeiht schon mal den einen oder anderen Fahrfehler, obwohl man nicht vergessen sollte, dass bei allem fortschrittlichen Sicherheitsaufwand gewisse physikalische Grenzen immer noch ihre Gültigkeit haben. Aber als Amateur hat man einen Riesenspass auf der Piste und der vorausfahrende Werksfahrer alle Mühe, uns mit seinem vorgegebenen Tempo nicht aus dem Blickfeld seines Rückspiegels zu verlieren. Am Ende ist man erschöpft, schweißgebadet, aber hocherfreut und begeistert von aufregenden Runden, in denen man immer wieder neue Ideallinien gefahren ist.